Podcast: Brandenburger Baseballschlägerjahre


Gespräche zu Rassismus, rechter Gewalt und Solidarität in den 1990er Jahren

Mit dem Fall der Mauer 1989 ging ein massiver Anstieg von rechter und rassistischer Gewalt einher. Täglich entlud sich der nationalistische und rassistische Hass; vor allem gegen Geflüchtete, ehemalige Vertragsarbeiter:innen, vermeintliche Linke, Punks, Langhaarige, Wohnungslose, Menschen mit Behinderung. Sie alle liefen Gefahr im öffentlichen Raum, aber auch im Privaten körperlich attackiert zu werden. Politik und Behörden verharmlosten die Angriffe, weite Teile der Bevölkerung schauten weg. In dieser Zeit galt: Wer sich der rechten Hegemonie nicht anpasste oder nicht dazu gehörte, wurde angefeindet, bedroht, gejagt, verprügelt oder gar ermordet. Ortsnamen wie Eberswalde, Trebbin, Cottbus oder Guben stehen für unfassbare Gewalttaten und sind im kollektiven Gedächtnis geblieben.

Es war nicht leicht, sich der rechten Dominanz im Land entgegenzustellen. Doch es gab mutige Menschen, die nicht schwiegen – Angegriffene die das Wort erhoben und solidarische Menschen, die gegen die grassierende rechte Gewalt protestierten. Sie kommen in unserem Podcast zu Wort und erzählen von ihren Erfahrungen mit Rassismus, rechter Gewalt und Solidarität in Brandenburg zwischen dem Ende der DDR und der Jahrtausendwende.

Moderation: Julia Kleinschmidt und Stefan Tenner (Aktionsbündnis Brandenburg)

Die Audios entstanden bei der Veranstaltungsreihe Brandenburger Baseballschlägerjahre – Wende, rechte Gewalt und Solidarität, organisiert durch das Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit und der Opferperspektive. Der Podcast gehört ebenfalls zu diesem Gemeinschaftsprojekt.Einen ersten Einstieg in das Thema geben uns im Intro (#0) Judith Porath von der Opferperspektive und Frauke Büttner vom Aktionsbündnis. Wir stellen unsere Arbeit vor und geben einen Ausblick, was die Zuhörerinnen und Zuhörer im Podcast erwarten können.


Folge #5
In dieser Folge der Brandenburger Baseballschlägerjahre schauen wir nach Mahlow, einer kleinen Stadt südlich von Berlin. 1996 wurde hier ein folgenschwerer rassistischer Angriff verübt. Neonazis warfen einen Feldstein auf das Auto des britisch-jamaikanischen Bauunternehmers Noël Martin, sodass es gegen einen Baum prallte. Noël Martin war seitdem querschnittsgelähmt. Er starb 2020 mit nur 60 Jahren. Sein Schicksal steht für viele Betroffene rechter und insbesondere rassistischer Gewalt, die für ihre Anerkennung, die Benennung der Ursachen, gegen das Schweigen und Verharmlosen lange kämpfen müssen.Zu Gast: Volker Ratzmann (damals Anwalt von Noël Martin), Boris Hermel (Journalist, der den Fall lange begleitete), Ute von Essen (ehemalige Pfarrerin in Fürstenwalde, später aktiv bei Phoenix e.V.), Ronjon Heim (seit 1997 in Rangsdorf antifaschistisch aktiv)

Produktion: 2023 [Mitschnitt Podiumsgespräch vom 19. Juni 2021 in Mahlow]

Schnitt: Audiokombinat


Folge #4
Die Uckermark im Nordosten Brandenburgs, mit Städten wie Templin, Prenzlau, Lychen, Angermünde oder Schwedt, ist heute einer der strukturschwächsten und am dünnsten besiedelten Regionen Deutschlands. Gleichzeitig sind hier mit die meisten Todesopfer rechter Gewalt in einem Brandenburger Landkreis zu beklagen. Seit 1991 galt insbesondere die Stadt Schwedt als Hochburg der Rechtsextremen.Zu Gast: Ibraimo Alberto (ehemaliger Ausländerbeauftragter Schwedt/Oder und Sozialarbeiter), Tamara Gericke (Sozialarbeiterin, heute Integrationsbeauftragte Landkreis Uckermark), Heike Kleffner (Journalistin und Geschäftsführerin des Verbandes der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt), Gursharan Singh (lebte in der Uckermark)

Produktion: 2022 [Podiumsgespräch vom 7. Juni 2021]


Folge #3
Wir gehen nach Frankfurt (Oder) und Ostbrandenburg. Die Universitätsstadt ist heute mit 58.000 Einwohner:innen die viertgrößte im Land Brandenburg und liegt direkt an der Grenze zum polnischen Słubice. Die Grenzöffnung im April 1991 wurde von rechtsradikalen Angriffen überschattet und machte sichtbar, dass sich auch hier eine gewalttätige, rechtsextreme Szene entwickeln konnte.Zu Gast: Matthias Dörr (Mitbegründer der Umweltbibliothek Frankfurt (Oder), damals Hausbesetzer, Radiomacher), Kamil Majchrzak (ehemals Student in Frankfurt (Oder), aktiv im Bereich Erinnerungspolitik), Moises Mvuama (Palanca e.V. – Afrikanischer Kulturverein, aktiv in antirassistischer Bildungsarbeit) und Maria Wojtas (ehemals Migrationsberatung).

Produktion: 2021 [Mitschnitt Podiumsgespräch am 18. Mai 2021]


Folge #2
In Folge #2 geht es um die Region Südbrandenburg mit Cottbus, der zweitgrößten Stadt im Bundesland. Der Angriff auf das Asylbewerberheim im Stadtteil Sachsendorf im Sommer 1992 geschah nur eine Woche nach den Angriffen in Rostock-Lichtenhagen. In dieser Zeit stand Cottbus bereits im Fokus der Neonaziszene in Ost und West, die hier eine „Stadt der Bewegung“ aufbauen wollte.Zu Gast: Alexandra Klei (ehemals Anlaufstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt in Südbrandenburg), Jörg Depta (ehemaliger Aktivist), Patricia Fuentealba (Aktivistin im Bereich Soziales und Migration) und Simone Wendler (Journalistin).

Produktion: 2021 [Mitschnitt Podiumsgespräch am 9. Dezember 2020]


Folge #1
In Folge #1 blicken wir auf die Situation für die sogenannten Vertragsarbeitende. Zu hören sind Gesprächsausschnitte aus der Diskussionsveranstaltung, die wir mit dem Aktionsbündnis Brandenburg in Kooperation mit PAWLO e.V. (Pan-African Women’s Empowerment & Liberation Organisation) am 16. November 2020 veranstaltet haben.Zu Gast: Almuth Berger (ehem. Ausländerbeauftragte des Landes Brandenburg), Hai Bluhm (Frauenclub Viet Hong e.V., Potsdam), Augusto Jone Munjunga (Palanca e.V., Eberswalde)

Produktion: 2021 [Mitschnitt Podiumsgespräch am 16. November 2020]


Die Folgen sind auch zu finden auf der Website des Aktionsbündnis Brandenburg und überall, wo es Podcasts gibt, u.a. bei Spotify, iTunes, fyyd, Deezer.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Aktionsbündnis Brandenburg und Opferperspektive.

Podcast-Lizenz: CC BY-NC-ND 4.0
Musik: Makaih Beats – Too much (CC BY-NC-ND 4.0)

Wir freuen uns über Feedback und Anregungen!

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