Prekäre Arbeit, gefährliche Umgebung

Am 28. September 2007 brannte der Innenraum eines vietnamesischen Imbisses in Eberswalde ab. Den sechs Tätern werden 18 Straftaten zur Last gelegt. Am 20. Oktober wurden in Drebkau Brandsätze bei einem Asia-Shop und einem Imbisswagen gelegt, eine Woche darauf wurde ein Brandanschlag auf einen Imbiss in Welzow verübt. Am 9. Dezember zündeten fünf Rechte in Senftenberg eine Dönerbude an. Am 20. April 2008, dem Geburtstag Adolf Hitlers, brannte ein türkisches Bistro in Blankenfelde nieder, ein Feuer an einem benachbarten Asia-Imbiss erlosch von selbst. Bei vielen solcher Anschläge bleiben die TäterInnen unbekannt.

Wie leicht es ist, in ländlichen Gegenden mit geringer Polizeidichte migrantische Imbisse anzugreifen, zeigte der Fall der Kameradschaft Freikorps. Zwölf Kinder und Jugendliche hatten 2003 mit dem Ziel, das Havelland »ausländerfrei« zu machen, an insgesamt zehn Geschäften Feuer gelegt, bis sie von einer Sonderkommission gefasst wurden.

Für die Betroffenen haben diese Angriffe einschneidende Folgen. Der Schaden durch den Anschlag in Senftenberg betrug 14.000 Euro. Wie viele der kleinen Geschäftsleute war auch dieser Betreiber nicht versichert. Er muss zudem einen Kredit abzahlen, mit dem er die Ausstattung finanziert hatte. Im Fall des vietnamesischen Imbisses in Eberswalde konnten lokale Initiativen und die Opferperspektive mit Spenden die Wiedereröffnung des Geschäfts erreichen.

Brandstiftung ist nur die Spitze des Eisberges. Viele Imbissangestellte berichten von regelmäßigen rassistischen Pöbeleien durch Gäste, von Drohungen und Sachbeschädigungen. Auch körperliche Attacken sind keine Seltenheit. Der Hennigsdorfer Türke Fehmi D. hatte sich geweigert, einem der Anführer der regionalen rechten Szene Bier zu verkaufen, und wurde daraufhin angegriffen. Im Juni 2008 verurteilte das Amtsgericht Oranienburg den Täter zu einer dreijährigen Haftstrafe, weil er Fehmi D. eine volle Bierflasche über den Kopf geschlagen hatte. Der 25-jährige ehemalige Imbissangestellte ist seitdem zu 50 Prozent behindert, leidet an Epilepsie und Sprachstörungen. Die Opferperspektive begleitet Fehmi D. seit 2006 und unterstützt ihn nun dabei, Entschädigung zu erhalten.

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