Über die Schwierigkeit, in Brandenburg Frieden zu finden

„Wir haben zu essen, wir haben ein bisschen Geld. Aber was wir brauchen, ist Frieden. Deshalb sind wir hierher gekommen“, sagt Fuad N. Er gehört zu einer Gruppe von 15 jungen Männern aus Eritrea. Den Frieden, den sie seit der Flucht aus der Militärdiktatur suchen, haben sie noch nicht gefunden.

Nachdem sie in Deutschland Asyl beantragen, werden sie nach Brandenburg verteilt und ins Flüchtlingsheim nach Forst geschickt. Dort leben sie, wie in den meisten Heimen, auf engstem Raum in einem Gebäude ohne abgeschlossene Wohneinheiten. Küchen und sanitäre Einrichtungen müssen Menschen miteinander teilen, die sich sprachlich oft nicht verständigen können. Das führt zu Konflikten. So auch in Forst. Die Gruppe bittet die Verwaltung einzuschreiten, aber nichts passiert. Schließlich eskaliert die Situation. Es kommt zu einer Schlägerei, bei der vier von ihnen verletzt werden. Einer muss neun Tage lang ins Krankenhaus. Jetzt reagiert die Verwaltung schnell und verlegt die Gruppe nach Guben in ein weitgehend leerstehendes Lehrlingsheim.

Doch auch hier können sie keinen Frieden finden, sondern werden mit einer Serie rassistischer Anfeindungen und Angriffe konfrontiert. Wenige Tage nach ihrer Ankunft wird die Parole „Refugees go home!“ metergroß auf den Weg vor ihrer Unterkunft geschrieben und einer von ihnen wird vor dem Supermarkt rassistisch bedroht. In ihrer Verzweiflung fahren sie nach Gießen zu einem eritreischen Verein, um sich beraten zu lassen und zur Ruhe zu kommen. Wegen der Aufenthaltsbeschränkungim Asylverfahren müssen sie aber nach Guben zurück. Kurz nach ihrer Rückkehr kommt es direkt vor der Unterkunft zu einem weiteren rassistischen Angriff. Dieses Mal rufen sie die Polizei und einer von ihnen fährt mit den Beamten zur Zeugenaussage nach Cottbus. Dort wartet er stundenlang auf einen Übersetzer. Als dieser kommt, spricht er nicht seine Sprache. Unverrichteter Dinge wird er nach Guben zurückgebracht. Während der Fahrt fesseln die Beamten ihm, dem Opfer, die Hände mit Handschellen auf den Rücken. Diese unverständliche, erniedrigende und bedrohliche Behandlung hat ihn nachhaltig schockiert.

Die Gruppe wendet sich nun mit einem Offenen Brief an die Öffentlichkeit und bittet um Unterstützung dabei, an einen sicheren Ort zu kommen. Sie wollen in eine größere Stadt, wo sie nicht die einzigen Schwarzen sind, und beantragen den Umzug nach Cottbus. Die Behörden lehnen ab. Nun haben sie sich entschlossen auszuharren, in der Hoffnung auf schnelle Asylverfahren. Sie haben inzwischen Ansprechpartner vor Ort, aber ihre Unterkunft verlassen sie nur noch selten. „Stinkefinger und Spucken, das ist normal für mich. Ich sehe auch die Leute, die lächeln, aber eben auch die anderen,“ sagt Fuad N. über seine Erfahrungen.

Was die Gruppe erlebt hat, erleben viele Flüchtlinge, angefangen bei den Folgen der verfehlten Unterbringungspolitik über Anfeindungen und Rassismus bis zur Diskriminierung durch Beamte. Die Gruppe hat sich zusammengeschlossen und entschieden, dagegen anzukämpfen. Ihr Verlangen nach Solidarität ist gleichzeitig eine Forderung, Flüchtlingspolitik nicht darauf zu beschränken, Menschen zu verwalten.

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