Britischer Journalist in Rathenow von Skinhead angegriffen und von Polizei misshandelt

Herr Jin war unterwegs mit drei afrikanischen Asylbewerbern, darunter zwei Sprecher der Rathenower Geflüchtete, die im Frühjahr mit einem Memorandum ihre Verlegung aus Brandenburg gefordert hatten, da der Staat für ihre Sicherheit nicht garantieren könne. Von dem Skinhead wurden sie mit den Worten »Was macht ihr hier, ihr Scheiß N-Wort, das ist mein Privatgelände« angepöbelt. Einer der Geflüchteten widersprach, worauf der Skinhead ihn am Hemd packte und mit einem Pflasterstein bedrohte. Als Herr Jin die Szene fotografieren wollte, wandte sich die Aggression des Skinheads gegen ihn und er wurde mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Die herbeigerufene Polizei ließ jedoch jeden Respekt gegenüber den Angegriffenen vermissen. Eine Beamtin unterhielt sich kurz mit dem Skinhead und kam dann zu ihrer Kollegin, die, ohne den Fotoreporter anzuhören, versuchte, ihm die Kamera zu entreißen. Währenddessen stellten sich zwei weitere Skinheads hinter die beiden Polizistinnen und verhöhnten Herrn Jin. Eine Beamtin verdrehte Herrn Jin die Arme auf dem Rücken und zerrte ihn in den Streifenwagen. Sie hinderte ihn daran, über Handy einen Anwalt anzurufen. Erst auf der Wache bemerkten sie, dass sie es mit einem Journalisten zu tun hatten, worauf ihr Verhalten freundlicher wurde. Nach stundenlangem Warten wurde Herr Jin und die Zeugen aus der Wache entlassen. Niemand fragte ihn nach seinen Verletzungen.
Herr Jin ist über das rüde Verhalten der deutschen Polizei empört und will sich mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde an den Polizeipräsidenten wenden. Er sagt, dass er in Brandenburg zwar rassistische Skinheads erwartet habe, aber nicht, dass ein Opfer eines mit einem Stein drohenden Skinheads festgenommen würde. Sein Vertrauen in die deutsche Polizei ist erschüttert.

Gerade in der gegenwärtigen Debatte über Rechtsextremismus, in der viel die Rede ist von härterem polizeilichem Vorgehen gegen rechte Gewalttäter, darf nach Ansicht des Vereins Opferperspektive die Tatsache rassistischer Tendenzen in der Polizei nicht unter den Tisch fallen.

Erforderlich ist eine grundlegende Änderung des polizeilichen Verhaltens gegenüber Opfern rassistischer Gewalt, aber auch eine Änderung der allgemeinen Polizei-Praxis gegenüber Ausländern. Der Opferperspektive sind viele Fälle bekannt, in denen die Polizei rassistische Feindbilder praktisch umsetzt, die Klischees über kriminelle Ausländer.

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