Queers im Fokus von Rechten in Brandenburg


Queerfeindliche Gewalt und Bedrohung sind in Brandenburg auf dem Vormarsch. Viele Betroffene entscheiden sich gegen eine Anzeige bei der Polizei – aus Angst, nicht ernst genommen zu werden. Wir können nur vermuten, wie hoch das tatsächliche Ausmaß LGBTIQ-feindlicher Gewalt ist.

Queer- und transfeindliche Taten sind Botschaftstaten und richten sich an die ganze Community und gegen eine vielfältige und offene Gesellschaft. Die Folgen können gravierend sein und reichen von dem nicht mehr Wohlfühlen in Brandenburg und dem Gefühl, die eigene Identität verstecken zu müssen, bis hin zu dem Wunsch, aus Brandenburg weg zu ziehen.

Deshalb braucht es sichere Orte für LGBTIQ-Personen und queere Sichtbarkeit in Brandenburg. Queere Orte müssen geschützt und unterstützt werden. In den kommenden Wochen finden mehrere CSD-Veranstaltungen in Brandenburg statt. Wir rufen dazu auf, sich an diesen zu beteiligen und sich solidarisch zu zeigen. Die anstehenden Termine sind:

CSD Brandenburg (Havel), 02.09. ab 14 Uhr

Slubice-Frankfurt-Pride, 02.09.2023 ab 12 Uhr

CSD Oberhavel, 09.09.2023 ab 13 Uhr


Eine Sammlung uns bekannt gewordener Fälle LGBTIQ-feindlicher Gewalt und Bedrohung in Brandenburg 2023:

August 2023: Ein schwules Pärchen erfährt in Nennhausen (Havelland) jahrelange Bedrohungen, Beleidigungen und Sachbeschädigungen. Unter anderem wird ihnen zugerufen: “Solche wie Euch hat‘s in Nennhausen nie gegeben, ihr gehört nicht hierher!” “Ihr schwulen Fotzen!” bis hin zu einer Morddrohung. Sie vermuten, es sei ein Versuch, sie aus der Nachbarschaft zu vertreiben.

Juli 2023: In Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) wird eine 24-jährige Person aufgrund ihres „äußeren Erscheinungsbildes“ queerfeindlich beleidigt, geschlagen und mit einem Klappmesser bedroht. Eine zur Hilfe eilende Mitarbeiterin auf dem Marktplatz wird ebenso angegriffen und mit dem Messer bedroht.

Juni 2023: Unbekannte verüben einen Molotow-Angriff auf die Michaelkirche in Spremberg (Spree-Neiße) in dem Versuch, eine am Gebäude befestigte Regenbogenfahne in Brand zu setzen. Am Vorabend fand in Kirche eine Filmveranstaltung gemeinsam mit dem CSD Cottbus e.V. statt, bei dem eine Doku über eine lesbische Liebe im KZ Ravensbrück gezeigt wurde.

Juni 2023: Vor dem Rathaus in Dallgow-Döberitz (Havelland) wird eine Regenbogenfahne angezündet. Vor der Tat hatten sich einige Nutzer:innen in einer Facebook-Gruppe „Dallgow-Döberitz“ über die Fahne beschwert.

Juni 2023: Eine Regenbogenfahne wird am Bahnhof Bernau angezündet.

Juni 2023: Zum Pride-Month wird der Campus am Neuen Palais in Potsdam wird von der Jungen Alternative symbolisch eingenommen. Die Vorsitzende der rechtsextremistischen AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative teilt in den sozialen Medien Bilder einer Gruppe junger Erwachsener, die mit Deutschlandflagge vor dem Verwaltungsgebäude der Uni posieren. Auf einem der Bilder wird die OK-Geste gezeigt, die bei Rechtsextremen für “White Power” steht.

Mai 2023: An der Grund- und Oberschule in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) reißen Unbekannte eine Regenbogenflagge ab. Wenige Stunden nach Bekanntwerden der Aktion erreichen die Schule anonyme Nachrichten, vermutlich seitens der Eltern von Schüler:innen. Die Emails enthalten Beschwerden über die „Werbung für abnormales Verhalten“ sowie über das Hängen einer “Schwulen-Fahne” in Rüdersdorf.

Mai 2023: Rund 30 Bürger:innen und Mitglieder der Verwaltung der Stadt Schwedt (Uckermark) protestieren vor dem Rathaus gegen die dort gehisste Regenbogenfahne anlässlich des Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie.

Februar 2023: Im Potsdamer Stadtteil Golm kommt es seit zwei Jahren immer wieder zu rassistischen und queerfeindlichen Übergriffen durch eine Gruppe Jugendlicher. Zuletzt kommt es auf dem Universitätsgelände zu einem trans- und queerfeindlichen Angriff auf zwei junge Männer. Eine Gruppe von Jugendlichen schlägt einem der Betroffenen zunächst ins Gesicht, schubst ihn zu Boden und schlägt dort weiter auf ihn ein. Auch sein Begleiter wird angegriffen.


Meldet Diskriminierungen bei Fachstellen. Das könnt ihr zum Beispiel auf unserer Webseite anonym machen über www.opferperspektive.de/onlineberatung oder schickt uns eine kurze Mail an online@opferperspektive.de. Eure Meldung unterstützt uns dabei, das Ausmaß und Muster von LGBTIQ-Diskriminierung und Gewalt in Brandenburg aufzuzeigen.

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