Stadtbekannter Neonazi wegen Angriff auf alternativen Jugendlichen vor Gericht

Prozessbeginn
19.Februar 2004 um 9 Uhr
Landgericht Potsdam

Am kommenden Donnerstag, den 19. Februar 2004 um 9 Uhr muss sich der bereits einschlägig vorbestrafte Heiko G. vor dem Potsdamer Landgericht im Saal 009 dem Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung und schweren räuberischen Erpressung stellen. Der Geschädigte wird dem Prozess als Nebenkläger beiwohnen.

Ein zweiter Verhandlungstag ist für den 26. Februar um 9 Uhr angesetzt.
Als der 17-jährige Auszubildende nachts am 23. März 2003 auf den Zug wartete und die jungen Männer sah, konnte er sie bereits anhand ihres Outfits als der rechten Szene zugehörig ausmachen. Doch bevor er fliehen konnte, waren die rechten Schläger schon bei ihm. »Zecke, verpiss dich« und »so fühlt es sich an, wenn man unterlegen ist« riefen sie und schlugen mit einem Teleskopschlagstock zwischen die Beine und auf den Kopf des Jugendlichen und drückten eine Zigarette in seinem Gesicht aus. Als der 17-Jährige eine junge Frau erkannte, die offensichtlich mit den Nazis unterwegs war und diese ansprach und sie um Hilfe bat, hielten die Neonazis inne und warfen den Verletzten auf das Gleisbett. Nur einem glücklichen Zufall ist es zu verdanken, dass der Zug einige Minuten Verspätung hatte.

Mit einem doppelten Nasenbeinbruch, Rippenprellungen und Gehirnerschütterung musste sich das Opfer im Krankenhaus behandeln lassen.
Claudia Luzar vom Verein Opferperspektive merkt dazu an: »Es war nicht das erste Mal, dass dieser Jugendliche von Neonazis angegriffen wurde. Insgesamt ist es in den letzten Monaten in Potsdam bereits mehrfach, insbesondere am Hauptbahnhof und am Bahnhof Rehbrücke zu Angriffen von Rechten auf nicht-rechte Jugendliche gekommen. Die Opfergruppe der nicht-rechten Jugendlichen spielt in der Wahrnehmung der Zivilgesellschaft bisher keine Rolle«, resümiert Claudia Luzar. »Wenn man sich die Zahl von 15 rechten Angriffen innerhalb des letzten Jahres in Potsdam vergegenwärtigt, bekommt man den Gedanken, dass diese Gewalt alltäglich wird.«

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