Info und Disclaimer Chrono Webseite + Triggerwarnung

In dieser Chronik informieren wir über rechte, rassistische und antisemitische Gewalt in Brandenburg. Die Chronik wird fortlaufend und auch rückwirkend aktualisiert, erhebt aber in keinem Fall einen Anspruch auf Vollständigkeit.

Berücksichtigt werden Vorfälle, die der Opferperspektive gemeldet oder von uns recherchiert werden, sowie Vorfälle, die von staatlichen Stellen oder in den Medien veröffentlicht werden. Taten, bei denen die Beratungsnehmer*innen um eine vertrauliche Behandlung bitten, werden nicht veröffentlicht. Die Informationslage zu einzelnen Vorfällen unterscheidet sich stark. In einigen Fällen wissen wir über Ort und Datum hinaus wenig mehr als den juristischen Tatbestand. In anderen Fällen wiederum verzichten wir bewusst auf genauere Beschreibungen, um die Anonymität der Betroffenen nicht zu gefährden.

Inhaltswarnung: Die hier geschilderten Vorfälle enthalten Tatbeschreibungen und thematisieren zum Teil schwere Gewalt. Die Schilderungen können verstörend und für Menschen, die selbst oder deren Nahestehende ähnliche Erfahrungen erleiden mussten, retraumatisierend sein. Bei der Chronologie handelt es sich um eine „Angriffschronik“, dementsprechend setzen wir die Täter*innen und ihre Handlungen ins Aktiv. Sprache unterliegt ständigem Wandel. Einzelne Begriffe, die in der Vergangenheit selbst in betroffenen Communities z.B. als Selbstbeschreibung verwendet wurden, werden heute von vielen Betroffenen abgelehnt. Wir sind in fortlaufender Diskussion darüber, welche Begrifflichkeiten wir in der Opferperspektive verwenden. Einige ältere Einträge sind aus heutiger Sicht nicht mehr zeitgemäß. Sofern sie keine explizit rassistischen oder anders diskriminierenden Ausdrücke beinhalten, belassen wir sie als Zeugnisse ihrer Zeit in der Chronologie.

Schöneiche bei Berlin

Am Abend hängen zwei Männer, ein Kommunalpolitiker der Linkspartei und ein anderer Kommunalkandidat, Wahlplakate am Marktplatz auf. Eine größere Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener, die sich am Rande des Marktplatzes aufhält, wird auf sie aufmerksam und kommt zu ihnen herüber. Als sich die beiden Männer zum Gehen wenden, reißt ein Heranwachsender aus der Gruppe von etwa 25 Personen das Plakat herunter und zerstört es vor ihren Augen. In diesem Moment ruft ein junger Mann aus der Gruppe “White Power!” und versucht, den Kommunalpolitiker ins Gesicht zu schlagen, was ihm jedoch misslingt. Anschließend bringt derselbe Angreifer den Politiker mit einem Fußtritt zu Boden. Der Betroffene erleidet dabei Verletzungen an den Knien. Die Angegriffenen fliehen, werden jedoch aus der Gruppe heraus unter Rufen wie „Verpisst euch, ihr Zecken, wir kriegen euch!“ verfolgt und mit Glasflaschen beworfen. Auch der zweite Betroffene erleidet beim Weglaufen Verletzungen. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruch.

Schöneiche

Ein Mann besteigt am späten Abend eine Straßenbahn in Schöneiche, mit der auch drei Geflüchtete aus Eritrea fahren. Unvermittelt schlägt der Angreifer einem der Geflüchteten ins Gesicht. Als ein Begleiter schützend eingreifen will, wird auch dieser von dem Mann geschlagen. An der nächsten Haltestelle verlässt der Angreifer die Bahn. Die Betroffenen müssen wegen ihrer Verletzungen ambulant im Krankenhaus versorgt werden.

Schöneiche/Oder-Spree

Am Abend wird ein Buttersäure-Anschlag auf die Zugänge zum Hauptgebäude des katholischen Bildungsheims St. Konrad in der Friedrichshagener Straße verübt. Auf dem Gelände war ein Gebäude als mögliche Unterbringung für Flüchtlinge geprüft worden. Die Ortsgruppe der Schöneicher NPD hatte im Vorfeld auf ihrer Internet-Seite dazu aufgerufen, die Unterbringung von Flüchtlingen in Schöneiche zu verhindern.

Schöneiche

Ein 17-jähriger Jugendlicher wurde am Abend in der Brandenburgischen Straße am Eingang des Spreewaldparks von einem jungen Mann ins Gesicht geschlagen, als er sich weigerte, einen Aufnäher vom Rucksack zu entfernen. Dann wurde er auf dem Boden liegend von einem anderen jungen Mann getreten und gezwungen, den Aufnäher zu entfernen. Der erste Angreifer hatte wenige Tage zuvor den 17-Jährigen gezwungen, einen »Gegen Nazis«-Aufnäher zu entfernen.