Mutter erzählt über Ausgrenzung und Gewalt

Seit dem 23. März zeigt eine Ausstellung im Lübbenauer Rathaus Menschen, die seit dem Jahr 1990 Opfer rechter Gewalt geworden sind. Im Zusammenhang mit dieser Exposition hatte der Kulturhof Lübbenau mit der Stadt zu einer Diskussionsrunde eingeladen.

Olga Schell von der Beratungsstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt aus Potsdam und eine junge Frau, die mit ihrer Familie noch heute unter den Folgen eines solchen Angriffs leidet, berichteten über ihre Erfahrungen. Zu dem Vorfall sei es gekommen, als ihr Ehemann, der nicht aus Deutschland stammt, einem anderen ausländischen Mitbürger zu Hilfe eilte, berichtete die junge Frau. Die Rechten hatten bei dem anderen die Tür eingetreten, und als mein Mann helfen wollte, haben sie einfach zugeschlagen , erzählte sie. Auch die Kinder fürchteten heute noch, dass ihr Vater wieder verprügelt werden könnte. Zudem würden sie auch in der Schule darunter leiden, dass sie ausgegrenzt und beschimpft würden.

Als mein Jüngster in die Schule kam, war er nach 14 Tagen total verängstigt und hatte deutlich abgenommen, schilderte die Betroffene. Dieser Erfahrungsbericht löste bei den Teilnehmern an der Diskussionsrunde gegensätzliche Reaktionen aus. Einige äußerten Betroffenheit. Andere stellten fest, dass eine Mutter, die mit einem Ausländer verheiratet sei, damit rechnen müsse, dass ihre Kinder in der Schule ausgegrenzt würden. Ebenso diskutierten sie die Frage, inwieweit sich jemand, der mit Zivilcourage eingreife, selbst in Gefahr bringe und die Gesellschaft in der
Lage und willens sei, jenen zu helfen. Leider ist es so, dass fast immer nur die Täter im Mittelpunkt des Interesses stehen, legte Olga Schell von der Opferperspektive dar. Unbemerkt bleibe, wie stark die
Opfer noch viele Jahre, oft ihr Leben lang, unter den Folgen eines solchen Angriffs litten. Deshalb sei die Organisation Ansprechpartner für die von rechtsextremen Gewalttaten Betroffenen. Wir unterstützen sie beispielsweise dabei, Anzeige zu erstatten, sorgen für einen Rechtsbeistand, wenn es zur Verhandlung kommt, nennt sie wesentliche Punkte.

Darüber hinaus sei es ein wichtiges Anliegen, das Thema öffentlich zu machen. Die Schwierigkeit bestehe darin, dass die Ängste groß seien und sich der Mut zum öffentlichen Auftreten entsprechend in Grenzen halte. Rechte Gewalt will einschüchtern und vertreiben, will, dass sich die von ihnen Angegriffenen zurückziehen, bekräftigte Olga Schell. Bei den Opfern handele es sich zu einem Drittel um Ausländer, zwei Drittel seien soziale Randgruppen wie Obdachlose, Arbeitslose, Behinderte oder auffällig gekleidete Menschen. Wir
dürfen nicht zulassen, dass dieses Konzept aufgeht, dass Menschen sich zurückziehen. Dafür machen wir uns stark und wollen andere anregen, nicht tatenlos zuzusehen, sagte die Vertreterin der Opferperspe ktive.
Ihre Frage, ob sich die Teilnehmer vorstellen könnten, dass in Lübbenau ein Netzwerk von Bürgern zur
Verhinderung von rechter Gewalt entsteht, blieb ohne Antwort.

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