Rechtsextreme Gewalttaten 2004

»Die rechtsextremistische Gewalt in Brandenburg nimmt deutlich zu«, konstatierte Jörg Schönbohm im Potsdamer Landtag am 28. November 2004. Die Polizei habe in den ersten neun Monaten dieses Jahres 75 rechtsextreme Gewalttaten erfasst, eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr, so der Innenminister. Die Angaben könnten in etwa mit den Zahlen der Opferperspektive übereinstimmen, die in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 54 rechtsextreme Gewalttaten registriert hat.

Eines dieser Verbrechen ereignete sich am 17. Mai: Drei Rechtsextremisten überfielen in Frankfurt (Oder) einen Schüler und schnitten ihm mit einem Messer ein Hakenkreuz und eine SS-Rune in den Arm. Das zeugt von Menschenverachtung, es war aber nicht die brutalste Gewalttat in Frankfurt (Oder): Nur zwei Wochen später, am 5. Juni, entführten drei Neonazis und zwei Frauen einen 33-Jährigen. Sie zwangen den Mann sich zu entkleiden, um ihn dann zweieinhalb Stunden zu erniedrigen und zu quälen. Das Opfer erlitt lebensgefährliche Verletzungen und musste in ein künstliches Koma versetzt werden.

Am 18. Juli wurden zwei schwere Gewalttaten verübt, in denen die Haupttäter Soldaten waren: An einer Bushaltestelle in Brandenburg an der Havel stach ein Oberfeldwebel einem Kenianer mit einer abgebrochenen Flasche in den Hals. Das Opfer erlitt eine tiefe Wunde, der Schnitt verfehlte die Arterie nur knapp; möglicherweise retteten zwei Frauen, die dem Täter in den Arm fielen, dem Asylbewerber das Leben. In Burg wurde am selben Tag ein 27-Jähriger von einem Soldaten derart getreten, dass er eine Mittelgesichtsfraktur erlitt. Sein Gesicht musste mit Titanplatten wieder aufgebaut werden. Das Opfer hatte sich über »Sieg Heil!«-Rufe des Täters lustig gemacht.

Nicht alle TäterInnen können der rechtsextremen Szene eindeutig zugeordnet werden. Einige, die für schwere Gewalttaten verantwortlich sind, haben zu rechtsextremen Gruppen keinen Kontakt, teilen aber deren menschenverachtende Einstellungen – so die beiden Männer, die am 16. Juni einen schlafenden Obdachlosen im Beeskower Stadtpark anzündeten. Sie wollten das Opfer berauben; als sie nicht fündig wurden, steckten sie die Nylonjacke des Mannes in Brand. Er wurde mit schweren Verbrennungen auf die Intensivstation gebracht und in ein künstliches Koma versetzt.

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