Rechtsextremer Brandanschlag auf alternatives Jugendzentrum in Cottbus

In der Nacht vom 29. zum 30. August wurde in Cottbus das Jugendzentrum, das vom Verein für ein multikulturelles Europa e.V. betrieben wird, von etwa 10 offenbar Rechtsextremen angegriffen. Sie warfen zwei Brandsätze in Richtung des Gebäudes. Die Angreifer riefen »Sieg Heil«, zeigten den Hitlergruß und zogen sich dann zurück. Daraufhin konnte das entstandene Feuer von den im Haus Anwesenden gelöscht werden. Die Polizei nahm nach ihrem Eintreffen eine Anzeige wegen des Brandanschlags, wegen Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole und Bedrohung auf.

Zur Zeit des Überfalls befanden sich mehrere Menschen im Jugendzentrum.
In diesem Haus gibt es ein alternatives Wohnprojekt, der Verein und mehrere Initiativen nutzen Büros und Beratungsräume. Die Mitglieder und FreundInnen des Vereins für ein multikulturelles Europa e.V. arbeiten in Cottbus seit fast 6 Jahren ehrenamtlich gegen Rassismus und Rechtsextremismus, der Verein ist Träger eines Jugendbegegnungszentrums und engagiert sich im Bereich der politischen Bildung. Im Umfeld des Vereins und durch seine Unterstützung entstanden in den letzten Jahren mehrere antifaschistische und antirassistische Initiativen, so z.B. die Anlaufstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt, die Menschen berät, die von Nazis angegriffen wurden, oder die Arbeitsgruppe Flucht und Migration, die Asylsuchende und MigrantInnen unterstützt.

Das Jugendzentrum wurde in der Zeit seines Bestehens und an seinen verschiedenen Standorten immer wieder von Rechtsextremen angegriffen, einen Brandanschlag verübten sie zuvor schon im April 1998. Kaputte Fensterscheiben gehören für die NutzerInnen ebenso zum Alltag wie Pöbeleien rechtsextremer Hooligans, die nach Fußballspielen am Haus vorbeiziehen, »Sieg Heil« brüllen und beispielsweise drohen, die NutzerInnen des Jugendzentrums zu »erschießen«.

Sozialminister Alwin Ziel (SPD) forderte unlängst mehr Streetworker für »rechte Jugendliche«. Projekte, die sich solchen »Problemjugendlichen« widmen, werden – angesichts der aktuellen »Debatte« durchaus öffentlichkeitswirksam – finanziell unterstützt. Die Opfer rassistischer und rechtsextremer Angriffe interessieren dabei nicht. Sie jedoch müssen zu Wort kommen. Es geht darum, zu hören, was MigrantInnen oder nicht-rechte Jugendliche über ihre Situation, die Ausgrenzung, die alltägliche Bedrohung und die Ignoranz der Mehrheit zu sagen haben. Solange es nicht gelingt, rechtsextreme Angriffe zu verhindern, ist es notwendig, dass die betroffenen Gruppen zumindest soweit unterstützt werden, daß sie sich wirksam selbst schützen können.

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