2020: Wahrgenommene Bedrohung bleibt hoch


Rechte und rassistische Angriffe in Brandenburg – 2020 in Zahlen

Leicht sinkende Tendenz bei rechten Gewalttaten im Land Brandenburg

Pressemitteilung zur Jahresstatistik 2020

Nach dem drastischen Anstieg in den Jahren 2015 und 2016 verzeichnet die Opferperspektive für 2020 einen leichten Rückgang bei rechten Angriffen in Brandenburg: 130 Gewaltdelikte, das sind 12 weniger als im Vorjahr. Damit bewegen sich die Angriffszahlen auf dem – dennoch hohen – Niveau der Jahre 2002 bis 2006.

 

Klient:innen berichteten der Beratungsstelle auch im Jahr 2020 wiederholt von einer erhöhten wahrgenommenen Bedrohung, die sich auch auf die Alltagsgestaltung auswirkt. Entscheidende Faktoren dafür sind u.a. der rassistische Terroranschlag von Hanau im Februar 2020, die Aufdeckung fortgeschrittener, rechtsterroristischer Anschlagspläne und weitere Waffenfunde Anfang Juli in der Prignitz sowie die bekannt gewordenen rechten Feindeslisten.

Dazu erklärt Judith Porath, Geschäftsführerin der Opferperspektive: „So erfreulich der anhaltende Rückgang rechter Gewalttaten in Brandenburg ist, so besorgniserregend ist die zunehmende Gefahr rechtsterroristischer Gewalttaten. Die Angst davor und der weiterhin weit verbreitete Alltagsrassismus gefährden nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Gesundheit vieler Menschen in Brandenburg. Insbesondere in den Angriffen auf Kinder und Frauen wird die brutalisierende Wirkung des Rassismus deutlich.“

Auch 2020 war der Großteil der Angriffe rassistisch motiviert (101; 2019: 106). Dies ist ein Anteil von 78 Prozent aller 2020 erfassten Taten (2019: 75%) . Dass wiederholt mehr als dreiviertel aller rechten Gewalttaten eine rassistische Motivation zu Grunde lag, zeugt nach wie vor von einer erschreckend großen Gewaltbereitschaft gegenüber Menschen, denen eine nicht-deutsche Herkunft zugeschrieben wird, die eine nicht-weiße Hautfarbe haben, oder die nach Brandenburg flüchten mussten. Die häufigsten Delikte waren wie in den Vorjahren Körperverletzungen (52) und gefährliche Körperverletzungen (48). Bei letzteren stieg die Anzahl gegenüber 2019 sogar leicht an. Die Opferperspektive erlangte Kenntnis von zwei versuchten Tötungsdelikten, die sich beide im Mai 2020 in Guben ereigneten.

Der leichte Rückgang registrierter Fälle fällt hinsichtlich der Betroffenen unterschiedlich aus. So ist der Anteil der der direkt von rechter Gewalt betroffenen Frauen auf 26 Prozent (49 Personen) gestiegen. Dies ist der höchste Wert der vergangenen 5 Jahre. Weiterhin hoch ist der Anteil der von rechter Gewalt direkt betroffenen Kinder und Jugendlichen: 32 Prozent (61 Personen). Das ergibt, dass fast jede dritte Person, die in Brandenburg durch Rechte angegriffen wurde, minderjährig war.

Die Mehrzahl der Angriffe zählte die Opferperspektive im nördlichen Brandenburg. Im Norden steht die Uckermark an der Spitze der Statistik mit 18 Angriffen. Darauf folgen die kreisfreien Städte Potsdam mit 15 und Cottbus mit 12 Delikten. Gegen den Trend nahm die Zahl registrierter Fälle in den südlichen Landkreisen Elbe-Elster und Spree-Neiße zu. Auch in Potsdam-Mittelmark und Ostprignitz-Ruppin stieg die Zahl der Angriffe.


Im Hintergrundpapier zur Jahresstatistik 2019 finden sich ausführlichen Analysen sowie die grafische Aufbereitung der Statistik. Die Grafiken sind unter Nennung der Quelle (Peer Neumann/ Opferperspektive) frei verwendbar.

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