Zurück ins »Dschungelheim«?

Peter Lawson
Peter Lawson

Am 23. Januar 2005 war Peter Lawson, ein 25-jähriger Asylbewerber aus Sierra Leone, vor einer Kneipe in Schwedt zusammengeschlagen worden. Zwei Nazi-Rocker hatten ihn ohnmächtig geschlagen und ihm immer wieder auf den Kopf getreten. Noch heute leidet er unter den Folgen: anhaltende Kopfschmerzen und eine posttraumatische Belastungsstörung. Doch als geduldeter Asylbewerber musste er in einem Heim bei Angermünde wohnen, von Flüchtlingen wegen seiner isolierten Lage »Dschungelheim« genannt. In Angermünde wurde er immer wieder angepöbelt und bedroht: »Hey, Nigger, wir kriegen dich!« Daher sein Hilferuf: »Lasst mich in einer Stadt leben, wo ich wieder gesund werden kann.« Mit Hilfe des Vereins Opferperspektive stellte er einen Antrag auf Umzug nach Prenzlau im selben Landkreis.

Doch die Ausländerbehörde der Uckermark stellte sich quer. Geduldete Asylbewerber müssten mit allen Mitteln zu einer freiwilligen Ausreise bewegt werden, jede Integrationsmaßnahme sei zu vermeiden. Auch in diesem Fall, bei dem das Opfer Integrations-Chancen braucht, um wieder gesund zu werden. Selbst einem Appell des Arbeitskreises beim Ausländerbeauftragten Ural Memet, dem Grundrecht auf Gesundheit den Vorrang zu geben, wollte die Behörde nicht folgen. Stattdessen wurde Peter Lawson aufgefordert, seinen Widerspruch zurückzuziehen; dann könne er in etwa anderthalb Monaten umziehen, da das Heim in Crussow sowieso geschlossen werde. Das Opfer zog den Widerspruch nicht zurück, im Juli kam die endgültige Ablehnung.

In der Zwischenzeit hielt es Peter Lawson in Crussow nicht mehr aus. Auf eigene Faust zog er als Besucher zu einem Landsmann in das Prenzlauer Asylbewerberheim, geduldet von der engagierten Heimleiterin Brigitte Pinnow. Ob die Ausländerbehörde auf einem Rausschmiss besteht, ist ungewiss.

»Dieser Konflikt,« so Kay Wendel vom Verein Opferperspektive, »ist wie ein Lehrstück über die Sturheit von Ausländerbehörden. Dem gesundheitlich notwendigen Umzug hätte die Behörde problemlos zustimmen können, stattdessen beharrt sie auf Schikanen für ‚geduldete’ Flüchtlinge. Anscheinend wird hier versucht, die Krankheit des Opfers als ein Druckmittel für eine ‚freiwillige’ Ausreise zu missbrauchen. So mit den Folgen einer rassistischen Gewalttat umzugehen, das zeugt von einer institutionalisierten Rücksichtslosigkeit.«

Aktuelles , , ,