Info und Disclaimer Chrono Webseite + Triggerwarnung

In dieser Chronik informieren wir über rechte, rassistische und antisemitische Gewalt in Brandenburg. Die Chronik wird fortlaufend und auch rückwirkend aktualisiert, erhebt aber in keinem Fall einen Anspruch auf Vollständigkeit.

Berücksichtigt werden Vorfälle, die der Opferperspektive gemeldet oder von uns recherchiert werden, sowie Vorfälle, die von staatlichen Stellen oder in den Medien veröffentlicht werden. Taten, bei denen die Beratungsnehmer*innen um eine vertrauliche Behandlung bitten, werden nicht veröffentlicht. Die Informationslage zu einzelnen Vorfällen unterscheidet sich stark. In einigen Fällen wissen wir über Ort und Datum hinaus wenig mehr als den juristischen Tatbestand. In anderen Fällen wiederum verzichten wir bewusst auf genauere Beschreibungen, um die Anonymität der Betroffenen nicht zu gefährden.

Inhaltswarnung: Die hier geschilderten Vorfälle enthalten Tatbeschreibungen und thematisieren zum Teil schwere Gewalt. Die Schilderungen können verstörend und für Menschen, die selbst oder deren Nahestehende ähnliche Erfahrungen erleiden mussten, retraumatisierend sein. Bei der Chronologie handelt es sich um eine „Angriffschronik“, dementsprechend setzen wir die Täter*innen und ihre Handlungen ins Aktiv. Sprache unterliegt ständigem Wandel. Einzelne Begriffe, die in der Vergangenheit selbst in betroffenen Communities z.B. als Selbstbeschreibung verwendet wurden, werden heute von vielen Betroffenen abgelehnt. Wir sind in fortlaufender Diskussion darüber, welche Begrifflichkeiten wir in der Opferperspektive verwenden. Einige ältere Einträge sind aus heutiger Sicht nicht mehr zeitgemäß. Sofern sie keine explizit rassistischen oder anders diskriminierenden Ausdrücke beinhalten, belassen wir sie als Zeugnisse ihrer Zeit in der Chronologie.

Rathenow

An Himmelfahrt trifft ein Mann, der im Ort für seine politisch linke Einstellung bekannt ist, am Marktplatz auf eine Gruppe stadtbekannter Rechter. Nach einem kurzen Gespräch zwischen beiden Parteien attackiert ihn einer der Rechten unvermittelt mit einem Pfefferspray.

Zehdenick

Am späten Abend treffen zwei somalische Asylbewerber am einer Tankstelle auf eine Gruppe Deutscher und werden von ihnen rassistisch beleidigt. Einem Somali wird von einem 38jährigen Deutschen eine leere Glasflasche in den Nacken geworfen, seinem Begleiter mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. Auch das Fahrrad eines Somalis wird beschädigt. Die Polizei begleitet die beiden Betroffenen zu ihrer eigenen Sicherheit zurück ins Heim.

Pritzwalk

Ein siebenjähriges Kind wird während einer Busfahrt wegen seiner iranischen Herkunft beleidigt, geschubst und geschlagen. Nachdem die Familie bereits mehrfach rassistische Vorfälle an der Bushaltestelle erdulden musste, erstattet der Vater des Kindes Anzeige.

Potsdam

Zwei Männer beleidigten in der Straßenbahn einen Flüchtling rassistisch und bespuckten ihn. Als einer der Männer den Kenianer zu schlagen versuchte, konnte der Angegriffene ausweichen. Obwohl ein Mann mit Migrationshintergrund versuchte, einzugreifen, konnten die Täter unbehelligt die Tram verlassen.

Spremberg

Sachbeschädigungen an den Räumen des alternativen Jugendklubs »Piraten«. Es wurden Marmorplatten zerschlagen, Eimer umhergeworfen und eine Markise durch Feuerwerkskörper beschädigt. Laut Zeugen fielen Worte, die deutlich auf eine rechte Motivation der Tat hinweisen.

Wittstock

In der Nacht versuchten unbekannte Täter, einen Döner-Imbiss in Brand zu
stecken. Sie hebelten einen Rollladen auf und zertrümmerten die Scheibe.
Eine Flasche mit brennbarer Flüssigkeit in den Innenraum zu werfen,
misslang. Am Vortag hatte im benachbarten Neuruppin eine Nazi-Demo
stattgefunden. Die Inhaber vermuten die Täter in der rechten Szene.