Kommentar zum Beschluss über die Verlegung des Gedenksteins für Farid Guendoul

Über den eigentlichen Antrag hinaus entscheiden sie dabei nicht nur über den Standort, sondern über die Berechtigung des Gedenkens und des Steines, den SPD-Fraktionsvorsitzender Quiel eine »Provokation« nannte.
Argumente gegen die Verlegung und die Debatte darüber wurden von verschiedenen Seiten genannt. Daß es eine politische Bankrotterklärung wäre. Daß es trotz aller gegenteiligen Beteuerungen ein Zurückweichen vor dem Naziterror wäre. Daß wenn diese irrsinnige Vermeidungsargumentation fortgeführt würde, als nächstes der jüdische Friedhof verlegt werden müßte. Dem wäre kaum etwas hinzuzufügen.

Doch unabhängig von der Entscheidung der Stadtverordneten hat schon die Debatte denen geschadet, die sich in Guben gegen Rechtsextremismus einsetzen, denen, die sich im Forum gegen Fremdenfeindlichkeit, in der Stadtverordnetenversammlung und als Antifa Guben für den Stein stark gemacht haben. Ihr Engagement wird diskreditiert. Sie werden vom Vorsitzenden des Brandenburgischen Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit gleichgesetzt mit Rassisten, die aus einer menschenverachtenden Motivation heraus die Gedenkstätte entwürdigen, also auch mit denen, die Farid Guendoul in den Tod gehetzt haben. Dieser Vergleich ist nicht hinnehmbar.

Die Anschläge auf den Stein haben eines sehr deutlich gemacht. Die rassistischen Täter belassen es nicht beim Tod eines Menschen, sie wollen jede Erinnerung an ihn auslöschen. Doch als »Stein des Anstoßes« war er auch immer wieder Anstoß für ein lebendiges Gedenken. Zum einen als Ort politischer Demonstrationen, um gegen die Zustände die zum Tod Farid Guendouls führten, anzugehen. Zum anderen mit der Idee von Patenschaften von Gubener BürgerInnen für den Stein, um damit auf einer ganz persönlichen Ebene die Erinnerung wachzuhalten.
Eines ist bezeichnet für die gesamte Debatte. Scheinheilig wird die Würde des Opfers zitiert, doch niemand derer die diese Auseinandersetzung forcierten, hielt es für nötig die Familie des Toten und die Überlebenden der Hetzjagd einzubeziehen. Wären deren Wünsche von Bedeutung, hätten sich die Vorschläge zur Verlegung des Steines schnell als überflüssig erwiesen. Sie lehnen eine Änderung des Standortes ab.

Aktuelles , ,