Pakistanischer Asylbewerber in Rathenow zum sechsten Mal angegriffen

Als er um die Mittagszeit in einer Telefonzelle stand, rissen vier Skinheads die Tür auf, packten ihn am Kragen und zogen ihn auf die Straße. Draußen ohrfeigten und beschimpften sie ihn. Nur durch das couragierte Eingreifen von Passantinnen, die die Skinsheads zur Rede stellten und drohten, sie würden per Handy die Polizei rufen, konnte Schlimmeres verhindert werden.

Als Khalid Mahmood auf der Polizeiwache Anzeige stellen wollte, wurde er mehr als fünf Stunden festgehalten und von Polizisten angeschrieen. Er fühlte sich wie ein Krimineller behandelt. Auf dem Nachhauseweg wurde er von zwei jungen Frauen mit »Scheiß-Asylant! Das ist Deutschland. Warum sprichst du nicht Deutsch?« verfolgt. Er flüchtete zurück in die Polizeiwache, von wo man ihn zu seinem Schutz zum Heim fuhr.

Khalid Mahmood war bereits in der Sylvesternacht von Rechtsextremisten zusammengeschlagen worden. Damals verlor er seine Schneidezähne und musste eine Woche im Krankenhaus verbringen. Seitdem leidet er unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und verlässt nur noch selten das Heim. Immer wieder wurden er und andere Asylbewerber auf offener Straße angepöbelt, so auch am 10. April, als vier Männer und eine Frau ihn beleidigten. Sie schrieen ihn an mit »Jeden Tag im Fernsehen! Jeden Tag in der Zeitung.« Nur durch Flucht in das Postamt konnte Khalid Mahmood einem körperlichen Angriff entkommen.

Khalid Mahmood und andere Asylbewerber hatten im Februar ein Memorandum geschrieben, in dem sie ihre Verlegung in ein anderes Bundesland forderten, sollte ihre Sicherheit in Brandenburg nicht gewährleistet werden können.

Khalid Mahmood hatte den Mut, öffentlich aufzutreten und den alltäglichen Rassismus in Rathenow anzuprangern. Dieser Mut scheint ihm jetzt zum Verhängnis zu werden, da er auf der Straße wiedererkannt wird.

In den nächsten Tagen wird Khalid Mahmood seine Umverteilung in ein anderes Bundesland beantragen. Der Verein Opferperspektive unterstützt diesen Antrag. Einem Traumatisierten kann nicht zugemutet werden, jeden Tag mit seinen rassistischen Peinigern konfrontiert zu werden.

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