Amtsgericht Rathenow lässt rechtsextreme Schläger auf freiem Fuß

In der Sylvesternacht 2001/2002 war es in Premnitz zu einer Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe Rechtsextremisten und linksorientierten Jugendlichen gekommen, bei der ein Rechtsextremist verletzt wurde. Die Neonazis teilten sich daraufhin in Kleingruppen auf, um Jagd auf Linke zu machen. Die Gruppe der Angeklagten traf auf den völlig unbeteiligten Mathias S., der zusammen mit seinem Freund Sven P. auf dem Weg zu einer Party im Jugendclub war. Weil sie ihn für einen Linken hielten, stürmten die Rechtsextremisten auf den 19-Jährigen zu. Thomas K. schlug ihm mit einem Baseballschläger auf den Hinterkopf, so dass Mathias S. sofort zu Boden sackte. Dort traten die vier auf ihn ein. Mathias überlebte, weil sich sein Freund schützend über ihn warf. Mathias wurde mit Gesichts- und Kopfverletzungen und einer schweren Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht.

In der zweitägigen Verhandlung unter dem Vorsitz von Richterin van Lessen nahmen Zeugenaussagen von Gesinnungsgenossen der Angeklagten breiten Raum ein, die dem heute 22-jährigen Daniel N. ein Alibi verschaffen wollten. Obwohl keine Zweifel an seiner eindeutigen Identifizierung durch das Opfer und den Opferhelfer bestanden, stellte das Gericht das Verfahren gegen N. auf Antrag der Staatsanwaltschaft ein.

Daniel N., der sich bis dahin durch sieben Körperverletzungsdelikte hervorgetan hatte, muss dennoch am Wochenende eine eineinhalbjährige Haftstrafe wegen einer anderen Gewalttat antreten. Für den Überfall auf Mathias S., der durch einen glücklichen Zufall nicht tödlich endete, bleibt Daniel N. ungestraft. Offenbar weil Mathias S. als Linker nicht ihren Vorstellungen über ein ideales Opfer entsprach, hatte Richterin van Lessen seine Glaubwürdigkeit angezweifelt.

Von einer »Verhöhnung des Geschädigten« sprach der Rechtsanwalt Sven Lindemann, der die Nebenklage vertrat. Mathias S. reagierte fassungslos auf das Urteil: »Ich bin total enttäuscht. Erst braucht die Justiz 17 Monate, bis es zum Prozess kommt, und dann diese lächerlichen Strafen. Das ist wie ein Aufforderung zum Weitermachen.«

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