Hohe Dunkelziffer

In der Tat: Die Opferperspektive hat 2008 deutlich weniger rechte Gewalttaten gezählt als in den Jahren zuvor. Diese positive Bilanz wird allerdings dadurch getrübt, dass Neonazis in der Mark erstmals seit Jahren wieder einen Menschen erschlugen.

Der deutliche Rückgang der Zahl rechter Gewalttaten ist ermutigend. Wenn gesellschaftliches Engagement und Strafverfolgung in Brandenburg erreichen, dass weniger Menschen zu Opfern rechter Gewalt werden, wäre dies ein großer Erfolg. Doch gab es schon mehrfach kurzfristige Rückgänge (1994, 1997, 2001), nach denen die Zahl rechter Gewaltdelikte wieder anstieg.

Die Abnahme im vergangenen Jahr erfolgte auf einem anhaltend hohen Niveau rechter Gewalttaten in Brandenburg. Von 2003 bis 2007 war die Zahl rechter Gewalttaten jedes Jahr angestiegen. Trotz Rückgang gehört Brandenburg auch 2008 zu jenem Drittel der Bundesländer mit den meisten rechten Angriffen.

Die Statistik der Opferperspektive, ebenso wie entsprechende polizeiliche Angaben, berücksichtigen nur bekannt gewordene Gewalttaten. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen sind die Dunkelziffern erheblich: Jugendliche, die rassistische Gewalttaten verübt hatten, gaben in über 76 Prozent der Fälle an, dass sie anschließend keinen Kontakt zur Polizei hatten. Etwa 80 Prozent der Jugendlichen, die Opfer von Körperverletzungen wurden, stellten keine Anzeige; nur eines von hundert Opfern wendete sich an eine Beratungsstelle. Am geringsten ist die Anzeigebereitschaft, wenn das Opfer ausländischer und der Täter deutscher Herkunft ist.

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