Prozess gegen drei Männer wegen Angriff auf Afrikaner in Hennigsdorf

Den drei Hennigsdorfern wird vorgeworfen, am Abend des 11.4.99 den damals 32 jährigen zuerst rassistisch beschimpft und dann angegriffen zu haben. Gäste und Angestellte eines türkischen Imbisses kamen ihm zu Hilfe. So erlitt Saan Stan glücklicherweise nur leichte Verletzungen. Auch einer der Helfer wurde aufgrund seines beherzten Eintretens für den Afrikaner leicht verletzt. Der Prozess war ursprünglich für den November letzten Jahres angesetzt, musste aber wegen Nichterscheinen eines der Angeklagten verschoben werden.

Der Hennigsdorfer Postplatz ist ein wichtiger sozialer und Verkehrsknotenpunkt. Immer wieder wurden dort ausländisch aussehende Menschen angepöbelt und angegriffen. Nachdem Flüchtlinge in verschiedenen Zeitungsartikeln im letzten Jahr auf diese Situation aufmerksam gemacht und in diesem Zusammenhang auch das Verhalten der Polizei, die zu spät erscheinen, Vorfälle herunterspielen und die Presse nicht informieren würde, kritisiert hatten, scheint sich die Situation in diesem Jahr etwas beruhigt zu haben.

Dies ist eine erfreuliche Entwicklung, die hoffentlich anhält. Sie sollte allerdings nicht über das erschreckende Maß rassistischer Alltagsdiskriminierung auch in Hennigsdorf hinwegtäuschen.
Für Saan Stan A. war der Angriff am 11.4.99 nur das letzte Glied in einer Kette von Beleidigungen und Demütigungen, die er seit seiner Ankunft in Deutschland über sich ergehen lassen musste. Er war schließlich der Anlass für ihn aus Hennigsdorf wegzuziehen. Als geduldeter Staatenloser hat er dazu im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen die Möglichkeit.

Opferperspektive begrüßt es, dass sich die Täter im Rahmen eines Strafverfahrens für ihre Taten rechtfertigen müssen. Dennoch: Langfristig können weder härtere Strafen noch ein Abbau demokratischer Rechte den Rassismus in den Köpfen der Menschen abbauen. So lange alltägliche rassistische Diskriminierungen durch gesetzliche Diskriminierungen quasi legitimiert werden, ist diese Gesellschaft noch weit entfernt von einem demokratischen Klima, in dem sich alle Menschen frei und ohne Angst bewegen können.

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