MMZ: Rechte Gewalt. Aktuelle Analysen und zeithistorische Perspektiven auf das Land Brandenburg


Gideon Botsch/ Gesa Köbberling/ Christoph Schulze (Hrsg.): “Rechte Gewalt: Aktuelle Analysen und zeithistorische Perspektiven auf das Land Brandenburg”, Metropol Verlag, 414 Seiten, 26,- €.

Der 3. Band aus der Reihe „Potsdamer Beiträge zur Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschung“ untersucht Phasen und Erscheinungsformen rechter Gewalt am Beispiel des Landes Brandenburg, darunter die Skinheadattacken in der Spätphase der DDR, Angriffe gegen KZ-Gedenkstätten sowie jüngere Entwicklungen antisemitischer und rassistischer Exzesse. Ebenso steht die zivilgesellschaftliche Gegenwehr sowie die Perspektive der Betroffenen im Zentrum der Analysen.

In dem Sammelband finden sich auch mehrere Beiträge, in denen die Arbeit der Opferperspektive beleuchtet wird. Hannes Püschel, ein Berater der Opferperspektive, zeichnet in seinem Beitrag “Gegen Flüchtlinge und ihre Helfer:innen: Rechte Gewalt 2014 bis 2019” die Jahre des massiven Anstiegs rechter Gewalt im Kontext der rassistischen Mobilisierung gegen die Aufnahme von Geflüchteten nach. In ihrem Beitrag “Das macht es noch schlimmer, dieses Nicht-Eingreifen” führen unsere Kolleginnen Anne Brügmann und Lavinia Schwedersky ein Gespräch mit einer Betroffenen rassistischer Gewalt darüber, wie sie den Angriff und die Zeit danach erlebt hat, was die größten Herausforderungen waren und was sie in dieser Zeit gestärkt hat.

Der Beitrag “Ein Riss, der bleibt: Das Trauma der Hinterbliebenen von Todesopfern rechter Gewalt – zwei Fallbeispiele” von Judith Porath beleuchtet exemplarisch die Schicksale von Timo Kählke und Ingo Ludwig, die vor 30 Jahren Opfer rechter Gewalt in Brandenburg wurden. Die beiden Fallbeispiele zeigen auf eindringliche Weise, wie Hinterbliebene in den sogenannten “Baseballschlägerjahren” nach den Taten von der Gesellschaft und den Behörden alleingelassen wurden und welche Auswirkungen das auf die Familien hatte.
Die Angehörigen von Timo, Ingo und anderen Opfern rechter Gewalt wünschen sich öffentliche Erinnerungsorte, um an die Getöteten und die begangenen Verbrechen zu erinnern. Sie betonen die Notwendigkeit, rechte Gewalt als aktuelles gesellschaftliches Problem anzuerkennen und zu bekämpfen. Der Beitrag macht deutlich, dass Erinnerung und Gedenken unerlässlich sind, um rechter Gewalt in unserer Gesellschaft wirksam entgegenzutreten.


Link zum Metropol Verlag.


Die Rezension von kritisch-lesen.de mit dem Titel “Die Ignoranz der Behörden” könnt ihr hier nachlesen.

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