2022: Schwerpunkte rechter Gewalt in Brandenburg verlagern sich


Rechte, rassistische und antisemitische Angriffe in Brandenburg – 2022 in Zahlen

Pressemitteilung zur Jahresstatistik 2022

Im Jahr 2022 zählte die Opferperspektive 138 rechte Übergriffe. Dies bedeutet einen leichten Rückgang von 12 rechten Gewalttaten in Brandenburg gegenüber dem Vorjahr (150). Die Zahl der Angriffe bewegt sich somit seit 2019 auf einem relativ konstanten Niveau (2019: 140, 2020: 130). Besorgt stimmt die verhältnismäßig hohe Anzahl antisemitischer Gewaltdelikte in 2022: 8 antisemitische Angriffe wurden erfasst, dem gegenüber steht nur eine solche Tat in 2021.

Rassismus weiterhin Hauptmotiv – Staatliche Institutionen stärker im Fokus rechter Mobilisierung

Die Anzahl der Körperverletzungsdelikte ist im Vergleich zum Vorjahr nur unmerklich zurückgegangen. Die Beratungsstelle erfasste insgesamt 105 einfache und gefährliche Körperverletzungen (2021: 107). Rückläufig sind vor allem die Zahlen der Angriffe auf politische Gegner:innen (2021: 23, 2022: 15) ebenso wie die der Attacken von Rechten im Kontext der Proteste gegen Infektionsschutzmaßnahmen anlässlich der COVID19-Pandemie (2021: 12, 2022: 7). Ebenfalls zurückgegangen ist die Zahl rassistischer Angriffe (2021: 98, 2022: 91).

Wie jedes Jahr seit 2009 ist Rassismus das häufigste Tatmotiv rechter Gewalttäter in Brandenburg. 91 rassistische Übergriffe ergeben einen prozentualen Anteil von knapp 66 Prozent aller registrierten rechten Angriffe (2021: 98 Angriffe, 65 Prozent). Gleichzeitig ist zu beobachten, dass sich im Jahr 2022 die Transformation rechter Mobilisierung in Brandenburg weiter fortgesetzt hat. Die Akteure der im Zuge der Proteste gegen die Infektionsschutzmaßnahmen entstandenen Bewegung verlagerten das Ziel ihrer Agitation zunehmend auf den Staat und seine Institutionen.

Anne Brügmann, Projektleiterin der Beratungsstelle stellt fest: „Auch wenn aktuell Politiker:innen wieder häufiger versuchen, Geflüchtete zur Bedrohung und Zumutung zu erklären, registrierten wir 2022 zum ersten Mal seit 2015 keine zielgerichteten rechten Angriffe an Flüchtlingsunterkünften. Das ist eine erfreuliche Entwicklung.“

Mehr Angriffe auf Gruppen und neue Verteilung regionaler Schwerpunkte

Die Opferperspektive erlangte 2022 Kenntnis von 242 Personen, die unmittelbar Ziel rechter Gewalttäter waren. 2021 wurden noch 215 Betroffene registriert. Somit kam es 2022 häufiger als im Vorjahr zu Angriffskonstellationen, in denen ganze Gruppen von Personen durch Rechte angegriffen wurden.

Im Jahr 2022 waren Cottbus mit 19 (2021:16), Märkisch-Oderland mit 17 (2021: 8) und Ostprignitz-Ruppin mit 12 (2021:5) die Landkreise mit den meisten rechten Übergriffen. In allen drei Regionen nahm die Anzahl rechter Angriffe im Vergleich zum Vorjahr zu.


Ausführliche Analysen sowie die grafische Aufbereitung der Statistik finden sich im Hintergrundpapier zur Jahresstatistik 2022. Die Grafiken sind unter Nennung der Quelle (Peer Neumann/Opferperspektive) frei verwendbar. Zum Anschauen oder Herunterladen hier klicken:

 

 

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