Der Verein Opferperspektive feiert 25-jähriges Bestehen


Der in Potsdam ansässige Verein Opferperspektive, der seit 1998 Beratung und Unterstützung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt im Land Brandenburg anbietet, ist nun 25 Jahre alt. Unter dem Dach des Vereins findet sich seit 2009 auch die Antidiskriminierungsberatung Brandenburg, die Betroffene rassistischer Diskriminierung berät. In diesem Jahr weitete die Antidiskriminierungsberatung ihr Beratungsangebot auf weitere Diskriminierungsmerkmale aus. Stetig ansteigende Beratungszahlen in der Antidiskriminierungsberatung, und fortlaufend hohe Zahlen bei rechten Gewalttaten im Land Brandenburg machen deutlich, dass die Arbeit des Vereins auch 25 Jahre nach der Gründung unentbehrlich ist.

„Es ist seit jeher der Anspruch der Opferperspektive, parteilich an der Seite der Betroffenen zu stehen, sie bei der Verarbeitung von und dem Umgang mit Diskriminierung und rechter Gewalt zu unterstützen. Wir versuchen aber auch, gemeinsam mit unseren Ratsuchenden in politische Debatten einzugreifen, um die Lage für sie zu verbessern – sei es vor Ort oder auf Landesebene“, erläutert Judith Porath, Geschäftsführerin des Vereins.

1998 gründete sich der Verein zunächst als rein ehrenamtliche Initiative in Reaktion auf eine nicht enden wollende rechte Gewaltwelle, bei der Neonazis im gesamten Land brutale Attacken auf Geflüchtete und politische Gegner:innen verübten. Aus diesem ehrenamtlichen Engagement entwickelte sich die erste spezialisierte Fachberatungsstelle für Betroffene rechter Gewalt in ganz Deutschland. Insofern ist die Gründung der Opferperspektive Startpunkt einer bundesweiten Erfolgsgeschichte. Mittlerweile bestehen Beratungsstellen nach ihrem Vorbild in der ganzen Bundesrepublik, die sich in einem gemeinsamen Dachverband organisiert haben.

Neben der Beratung bietet die Gewaltopferberatung der Opferperspektive seit 2002 ein zivilgesellschaftliches Monitoring rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalttaten für das Land an, und ist so die einzige nicht-staatliche Instanz in Brandenburg, die zum Ausmaß rechter Gewalt professionell und zuverlässig Zahlen erhebt. Zudem betreut die Opferperspektive eine Ausstellung zu den Todesopfern rechter Gewalt in Brandenburg ab 1990. Die Arbeit des Vereins wird u.a. durch das Land Brandenburg gefördert, und bildet eine zentrale Säule im landesweiten Beratungsangebot gegen Diskriminierung und die extreme Rechte. Allerdings fehlt nach wie vor eine langfristige Absicherung der Förderung für die Arbeit des Vereins.

Die gesellschaftliche Situation in Brandenburg hat sich vor den Kommunal- und Landtagswahlen im kommenden Jahr zugespitzt. Nicht nur erfahren die Berater:innen des Vereins nahezu täglich von neuen Fällen rassistischer Ausgrenzung, Queerfeindlichkeit, Diskriminierung oder rechten Übergriffen: Die hohen Zustimmungswerte für eine extrem rechte Partei, die nationalistische und rassistische Positionen vertritt, bedeutet für die Ratsuchenden der Opferperspektive, dass die gegen sie gerichteten Taten von großen Teilen der Brandenburger Gesellschaft gebilligt werden.

„Auch in Zukunft werden wir uns mit und für unsere Beratungsnehmer:innen für eine offene und solidarische Gesellschaft einsetzen. Selbst wenn extrem rechte Kräfte wieder mehr Bedeutung und Macht in Brandenburg erlangen sollten, werden wir weiter für diejenigen streiten, die von rechter Gewalt und gesellschaftlicher Ausgrenzung betroffen sind. Wenn es nötig ist, auch weitere 25 Jahre“, fügt Porath an.

Die Opferperspektive dankt all Ihren Kooperationspartner:innen, Geflüchteten- und Migrant:innenselbstorganisationen, antifaschistischen Initiativen, Migrationsberatungsstellen, Anwält:innen und Engagierten, die sich in Brandenburg und darüber hinaus gegen Rassismus, Antisemitismus, den gesellschaftlichen Rechtsruck und rechte Gewalt in all ihren Erscheinungsformen einsetzen. Ohne sie wäre die Arbeit des Vereins nicht möglich.

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