Verletzt, verarztet – vergessen?

Wer von Skins und anderen Schlägern rechter Couleur misshandelt wurde, taucht kurz in den Schlagzeilen auf und danach ab in ein Weiterexistieren, das mit dem früheren Leben oft nicht mehr viel gemein hat. Was passiert mit den Opfern, zumeist Ausländer und Linke? Drei Opferbiografien mit Unterschieden und Parallelen.

Von Frank Jansen, erschienen im Tagesspiegel am 06.04.1997

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Potsdam

Gegen Mitternacht wurden in einem Bus zwei linke Jugendliche von sieben Rechten durch »Sieg Heil« Rufe belästigt. Die Rechten verfolgten die Linken, nachdem diese den Bus verlassen hatten. Die Verfolgten konnten sich in einem Hausflur verstecken. Als die Polizei eintraf, flohen die Rechten. Einer der Täter konnte später identifiziert werden; die Polizei nahm Anzeige wegen Bedrohung, Beleidigung und dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen auf.

Potsdam

Am frühen Morgen wurden linke Jugendliche an einer Tankstelle von mehreren Personen attackiert. Nachdem sie beleidigt wurden,
flüchteten die Jugendlichen, wurden jedoch eingeholt. Ein 17-Jähriger wurde mit der Faust ins Gesicht geschlagen und, von
einem zweiten Täter, gewürgt. Die Angreifer riefen »Sieg Heil« und zeigten den Hitlergruß. Auf dem späteren Heimweg trafen zwei der Jugendlichen auf etwa 20 Rechte und wurden von fünf Personen
aus dieser Gruppe verfolgt. Eine junge Frau wurde zu Boden gestoßen. Die Angreifer ließen mit den Worten »Das ist eine Frau« von ihr ab.

Rathenow

Gegen drei Uhr morgens wurde ein dunkelhäutiger linker Jugendlicher
im Stadtzentrum von Rechten geschlagen. Eingreifende Passanten konnten
Schlimmeres verhindern. Wenige später tauchten weitere Personen aus der
rechten Szene auf und griffen umstehende Linke an. Die Polizei nahm zwei
Rechte fest.

Gegen den Strom

Obwohl die Berichte der einzelnen InterviewpartnerInnen sich stark unterscheiden, lassen sich einige Linien benennen, die charakteristisch für Erfahrungen alternativer Jugendlicher und junger Erwachsener in Brandenburg sind.

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Finsterwalde

In der Nacht zum 4. August kam es in Finsterwalde zu einem organisierten Angriff von Rechten auf Sharp-Skins und linke Jugendliche. Die Rechten, die sich zuvor in einer Seitenstraße gesammelt hatten, griffen vermummt und unter dem Werfen von Flaschen die Jugendlichen auf dem Marktplatz an. Dabei wurden insgesamt mindestens fünf Jugendliche geschlagen und getreten, einer musste im Krankenhaus ambulant behandelt werden.

Oranienburg

Am frühen Morgen scheiterte ein Brandanschlag auf das Büro der Linkspartei. Die Täter versuchten einen Molotow-Cocktail in das Gebäude zu werfen, wurden aber von einem Spaziergänger gestört. Mindestens einer der Täter gehört zur örtlichen rechtsextremen Szene. Nach eigenen Aussagen hätte er die Tat schon lange geplant, da er etwas gegen Linke habe.

Potsdam: Prozess gegen rechte Schläger

Bitte beachten: Prozesstermin geändert!

Am 9. Mai 2007 findet vor dem Amtsgericht Potsdam ein Prozess gegen den Neonazi Sebastian G. statt. Er soll sich im Sommer 2005 an zwei Angriffen gegen alternative Jugendliche bei der »Babelsberger Livenacht« und dem »Antirassistischen Stadionfest« in Potsdam beteiligt haben.

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Cottbus

Zwei Rechte pöbelten zwei linke Jugendliche in der
Friedrich-Ebert-Straße an, die sich daraufhin in Richtung Puschkinpark
entfernten, wobei sie von den Rechten verfolgt und weiter beschimpft
wurden. Die Jugendlichen wurden umgeschubst, wobei einer der beiden
durch eine Scherbe verletzt wurde. Bei der Abwehr des Angriffs
erlitt einer der Rechten Prellungen und einen Nasenbeinbruch.

Viele kleine Schritte

Erfahrungen aus der Arbeit einer Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt in Brandenburg, erschienen in: Bathke/Spindler (Hg.) Neoliberalismus und Rechtsextremismus in Europa. Zusammenhänge – Widersprüche – Gegenstrategien. Berlin 2006

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Rassistische Gewalt von Party-Hype überlagert

Rassistische Gewalt von Party-Hype überlagert

Die WM ist vorbei, das Notruf-Telefon »World Cup Racism Help Line«
beendet seine Arbeit und zieht Bilanz: in Berlin und Brandenburg wurden
in der Zeit der WM 20 rechte und rassistische Vorfälle gezählt. Zehn
standen in direktem Bezug zur WM, die andere Hälfte spiegelt die
Realität alltäglicher rassistischer Gewalt wider. Von einer hohen, nicht
zu ermittelnden Dunkelziffer kann ausgegangen werden.

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Hohenwutzen

Ein 17-jähriger linker Jugendlicher und ein junger Russlanddeutscher wurden bei einer Feier in der Gaststätte Hohenwutzen von fünf Rechten im Alter von 17 bis 25 Jahren zunächst rassistisch angepöbelt, dann wurde der linke Jugendliche zusammengeschlagen. Er erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma, eine Nasenbeinfraktur sowie diverse Abschürfungen und Prellungen.